Das statistische Bundesamt gibt bekannt, dass im Juli die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sind (nachdem schon für die Eurozone ein Preisrückgang festgestellt wurde) – und alle Medien samt ungenannter „Experten“ beeilen sich, der Bevölkerung einzureden, dieser erstmalige Preisrückgang seit 1987 sei kein Deflations-Vorbote.
Man bemüht die Erklärung, dass sich damals wie heute vor allem die Preise für Erdölprodukte verringert hätten – diesmal bei Heizöl sagenhafte 36 Prozent oder bei Kraftstoffen allgemein rund 20 Prozent.
Was aber übersehen wird ist, dass auch die Lebensmittelpreise fallen (zwischen 1,2 und 3,3 Prozent – wegen des von den Discountern angezettelten Verdrängungs-Preiskriegs) und dass es trotz einer Erhöhung der Tarifgehälter wegen Kurzarbeit und steigender Arbeitslosigkeit effektiv weniger Geld im Verbraucher-Geldbeutel gibt.
In der „taz“ (30.7.2009) macht sich Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung darüber Gedanken, warum in Deutschland alle Politiker und Medien so gern vor Inflation warnen, die vorausgehende, viel gefährlichere Deflation aber ausblenden: Der Grund könne nur sein, dass die Politiker eine Ausrede dafür bräuchten, um gegen die Krise nichts zu unternehmen „und ihren überholten ordnungspolitischen Vorstellungen zu huldigen“. Damit meint Horn, dass in der Finanzkrise alles getan wird, um Banken zu stützen und die Steuern der Besserverdienenden zu senken – nichts aber gegen steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Reallöhne. Doch Horn hat in Anlehnung der Werbesprüche „Schützen Sie sich vor Inflation! Kaufen Sie Gold, Immobilien“ einen Rat an die Wählerinnen und Wähler: „Schützen Sie sich vor Deflation! Wechseln Sie Ihre Regierung aus!“
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