Der Chef der britischen Finanzaufsicht FSA, Lord Adair Turner, hat in einem Interview eine Lanze für die Tobin-Steuer gebrochen. Die vom Nobelpreisträger James Tobin 1972 vorgeschlagene Steuer auf alle Devisen-Transaktionen ist für den britischen Bankenaufseher ein Mittel, um gegen die überhöhte Bezahlung von Bankmanagern vorzugehen: „Wenn man die exzessiven Gehälter in einem aufgeblähten Finanzsektor unterbinden will, muss man die Größe des Sektors verringern oder seine Gewinne besonderen Steuern unterwerfen“, sagte Turner in einem Interview mit dem Magazin „Prospect“ – und weiter „Und wenn höhere Kapitalvorschriften nicht ausreichen, bin ich gerne bereit, Steuern auf Finanztransaktionen in Betracht zu ziehen, Tobin-Steuern“.
Für die Londoner City, größter globaler Finanzplatz, ist dies ein Affront. Bislang haben britische Banker die Londoner Regierung aber noch fest im Griff: Das Finanzministerium giftete gegen Turner im gleichen Tonfall wie die Lobby der Spekulanten. Die britische Regierung ist härtester Gegner einer Tobin-Steuer, die von Organisationen wie attac gefordert wird.
Tobin wollte die Steuer – bei der ein geringer Prozentsatz auf Finanztransaktionen erhoben wird – um wilde Kursschwankungen an den Börsen einzudämmen. Die Kursausschläge entstehen nämlich vor allem, wenn an den Finanzmärkten spekuliert wird. Langfristige Entwicklungen werden dagegen von einer Tobin-Steuer kaum beeinflusst, da sie sehr niedrig ist.
Übrigens: In Deutschland sind die Regierungsparteien auch gegen Tobin-Steuern – jedenfalls konnte sich die SPD nicht zu einer Forderung, eine Börsenumsatzsteuer zu erheben durchringen.
Quelle: Frankfurter Rundschau 26.8.2009
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