Die „Süddeutsche Zeitung“ (26.10.2009) weist dem „Kaffehaus-Philosophen“ Peter Sloterdijk – als Professor ein beamteter Spitzenverdiener – nach, dass seine in der Zeitschrift „Cicero“ veröffentlichten Schlüsse auf falschen Zahlen beruhen:
- Weil das obere Fünftel der Bevölkerung rund 7o Prozent des Einkommensteuer-Aufkommens bezahlt, meint Sloterdijk, dass 25 Millionen „Leistungsträger“ „praktisch alles“ finanzieren, was den 82 Millionen Deutschen an staatlichen Leistungen zugute kommt. Das ist falsch: Die Einkommenssteuer macht nur noch 30 Prozent des Gesamtsteueraufkommens aus: 70 Prozent stammen vor allem aus Verbrauchssteuern (Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer etc.), die vor allem von den übrigen 57 Millionen Bürgern bezahlt werden.
- Das obere Fünftel der Bevölkerung kassiert mehr als die Hälfte aller Markteinkommen und damit rund 60 Prozent aller Einkommen, die oberhalb des Existenzminimums besteuert werden. Da sind 70 Prozent Einkommensteueranteil angemessen.
- Sloterdijk behauptet, dass Einkommen der Maßstab für „Leistung“ sei – dabei ist das Einkommen nur der Anteil an der Wertschöpfung, den eine Person kassiert. Die eigentliche Wertschöpfung, der durch Arbeit entstehende „Mehrwert“, kann gar nicht gemessen, sondern nur beobachtet werden. Sloterdijk missachtet also die grundlegende Unterscheidung von Lohn und Leistung.
- Leistung und Lohn klaffen immer weiter auseinander: Friseure, Automobilarbeiter, Verkäufer etc. leisten immer mehr für immer weniger Lohn. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung bekommt nur noch 14,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dagegen steigerte das obere Fünftel den Anteil den es kassiert Jahr für Jahr (zwischen 1993 und 2005 um 6,5 Prozent).
- Diese Umverteilung ist getrieben vom Ausschlussprozess: Während die notwendige Arbeitszeit der Arbeitnehmer jährlich um 0,6 Prozent abnimmt (Produktivitätssteigerung!) steigen die von den Arbeitgebern eingeforderten Arbeitszeiten an – was zu höherer Arbeitslosigkeit und damit Verarmung führt.
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