Arbeitslosigkeit und Deflation

Während sich die deutsche Politik im Wirtschaftswachstumswert sonnt, werden in den USA langsam die Krisenphänomene deutlicher: Der Anteil der Langzeitarbeitslosen – in der Regel sehr gering und selbst während der Krisen der 1980er-Jahre niemals über ein Viertel der Gesamtarbeitslosenzahl – hat den Rekordwert von 45 Prozent erreicht, fast jeder zweite US-Arbeitslose ist länger als ein Jahr erwerbslos. Außerdem verharrt die offizielle Arbeitslosenzahl bei 9,5 Prozent – und das in einem Land, das angeblich den flexibelsten Arbeitsmarkt aller Industrieländer hat.

Außerdem beträgt die offizielle Inflationsrate derzeit nur 1,1 Prozent und erste Spekulanten wie die Allianz-Tochter Pimco, der weltgrößte Anleihenfonds, investieren in US-Staatspapiere, da deren Wert bei einer Deflation steigt.

Das US-Wirtschaftswachstum ist mit 0,5 Prozent im ersten Quartal 2010 ohnehin schwach ausgefallen, weil die US-Amerikaner Konsumzurückhaltung üben, weil ihnen Geld fehlt oder sie mehr als früher sparen. Und wenn die Konjunkturprogramme der US-Regierung jetzt auslaufen dürfte sich das US-Wachstum weiter abschwächen.

Da die Notenbank bei einem Zinssatz von Null nicht mehr handlungsfähig ist und Geld nur noch über den Ankauf von Staatsanleihen Geld drucken kann müsste die Finanzpolitik den Nachfrageausfall von 2100 Milliarden Dollar innerhalb von zwei Jahren ausgleichen. Doch die riesigen US-Konjunkturprogramme schaffen davon gerade einmal die Hälfte. Damit droht das Japan-Szenario bei dem die Notenbank viel Geld in die Wirtschaft pumpt und die Preise trotzdem deflationär sinken (mit der Folge, dass Unternehmen keine Investitionskredite mehr bekommen, da sie für ihre Waren weniger Geld am Markt erzielen).

Quelle: Die Zeit (5.8.2010)


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