Eine interessante Beobachtung machte das evangelische Magazin „chrismon“ (August 2010): Nur im deutschen Kriminalroman arbeiten die Helden. Im Gegensatz zur amerikanischen Literatur, wo Immobilienmakler, Autoverkäufer oder Börsen-Broker die Literatur bevölkeren sind im deutschen Roman allenfalls Berufe wie Musiker, Journalist oder Schriftsteller vertreten. Das arbeitende Volk bleibt außen vor, weil – so die Germanistin Julia Bertschik – die deutschen Romanciers meist aus einem Milieu entstammen, dem Fließbandarbeit völlig fremd ist. Und im Wort „Belletristik“ stecke ja schon „das Schöne“ und damit die Abgrenzung vom Arbeitsalltag.
Wenn deutsche Schriftsteller das täten, was US-Legenden wie John Updike machen, nämlich ihre Helden nicht an den Strand sondern ins Büro schicken, dann könnte auch im deutschen Roman mal statt der Werbeagentur die Arbeitsagentur auftauchen.
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