Rechentricks

Wie die Regierung sich die Arbeitsmarktchancen älterer Arbeitnehmer schönrechnet beschreibt in der „taz“ (17.11.2010) der Wirtschafstwissenschaftler Ernst Kister. So zählt die Regierung als „Beschäftigte“, wer bereits in der Freiphase einer Altersteilzeit – und damit aus dem Berufsleben ausgeschieden – ist. Und wer älter als 63 ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr als sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer beschäftigt sondern verdient sich günstigstenfalls ein paar Euro in einem 400-Euro-Job dazu, um die karge Rente oder das Arbeitslosengeld aufzubessern.

Zwischen 1970 und 1980 – so die „taz“ unter Berufung auf die großen Sozialverbände – hätte ein prozentual geringerer Anteil gearbeitet und über die Sozialversicherungsbeiträge und Steuern eine größere Zahl von Nichterwerbstätigen mitversorgt als heute. Kister zieht deshalb folgendes Fazit:

„Der gesellschaftliche Grundkonflikt besteht nicht zwischen Jung und Alt, sondern innerhalb der Generationen: zwischen Arm und Reich und zwischen Kapital und Arbeit. Das wird in Deutschland systematisch ausgeblendet.“

Dieses Ausblenden bestimmt die Rentendebatte und führt dazu, dass Menschen in Jobs mit niedrigen Löhnen tendenziell länger arbeiten müssen, um die schon jetzt bestehenden Rentenkürzungen auszugleichen. Dagegen haben die Besserverdiener, die meist mit weniger belastenden Jobs leben, aufgrund ihrer hohen Einkommen die Möglichkeit, deutlich früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, wenn sie wollen.

Kister weist darauf hin, dass die angebliche Unterfinanzierung der Rentenversicherung und anderer Sozialkassen nicht an der zunehmenden Zahl von Rentnern liege, sondern daran, dass die Löhne kaum noch steigen und neue Arbeitsplätze vor allem im Niedriglohnsektor entstehen.


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