Als „Leerverkäufer“ bezeichnet die „telepolis“ in einem Artikel jene Konservativen, die wie Frank Schirrmacher in der „Frankfurter Allgemeine“ im Sommer diesen Jahres plötzlich feststellten, dass der Kapitalismus tatsächlich auch ständig die Mittelschichten bedroht, indem er diesen die Arbeitsplatzsicherheit entzieht und die Gewinne von den Arbeits- zu den Kapitaleinkommen umverteilt.
Denn, so der Autor – der sich im übrigen auch gegen linke Weltverbesserer polemisiert – moralische Kritik an ökonomischen Verhältnissen bleibt immer folgenlos. Er plädiert für „fähige Politiker, die weder den Mainstream-Medien noch dem Volk nach dem Mund reden, im Handeln Augenmaß und Weitblick zeigen und das einmal als richtig Erkannte auch über den nächsten Wahltermin vertreten und durchsetzen“
In einem weiteren Artikel nimmt die „telepolis“ dann noch diese scheinbaren Kritiker des Kapitalismus auseinander, die im Medien-Mainstream dennoch versuchen, ihre neoliberalen Rezepte durchzusetzen. Vorangestellt diesem Artikel ist allerdings ein Zitat aus einem Kommentar von Heribert Prantl von der „Süddeutschen Zeitung“, der die Gefechtslage bestens auf den Punkt bringt:
„Der Kapitalismus ist eine ähnlich frevlerische Wirtschaftsform, wie sie der Kommunismus war. Er frevelt heute auf Kosten von Menschen und Staaten. Zuletzt vermochte er es gar, den Staat davon zu überzeugen, dass dieser die vom Kapitalismus angehäuften Schulden tragen muss – wegen der staatlichen Verantwortung für das Große und Ganze……Die Kosten dieses Systems trägt die Mittelschicht, die sich geschunden wähnt von der Unterschicht, weil die von den Steuern der Mittelschicht lebt und weil sie betrogen wird von Reichen, die keine Steuern zahlen. Die Regierungen könnten an der Schonung des Reichtums etwas ändern; aber sie tun es nicht. In der Finanzkrise vor drei Jahren glaubte man, ein Fegefeuer des Kapitalismus zu erleben. Das war eine Täuschung. Genauso enttäuscht wurde die Erwartung, dass dem Markt durch Gesetze strikte Regeln auferlegt werden. Von der international-sozialen Marktwirtschaft, von einem menschlichen Kapitalismus also, ist man heute so weit weg wie 2008.“
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