Angesichts des griechischen Rekord-Staatsdefizits von mindestens 12,7 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes hat der Unctad-Chefökonom Heiner Flassbeck einen Vorschlag gemacht, der für die Zukunft zumindest eine Ursache der griechischen Schuldenentwicklung eindämmen könnte: In anderen Ländern der Eurozone müssten die Löhne stärker steigen.
Der Grund: Angesichts eines jährlichen Inflationsziels der europäischen Zentralbank von jährlich 2 Prozent hätten die Löhne in den Euro-Ländern in den vergangenen 10 Jahren um rund 22 Prozent steigen müssen. An dieser Marke waren die griechischen Löhne relativ nah dran (28 Prozent Lohnsteigerung in 10 Jahren). Dagegen stiegen in Deutschland die Nominallöhne im selben Zeitraum nur um 8 Prozent.
Flassbeck fordert deshalb eine Verständigung der Euro-Länder über Lohnsteigerungen nahe dem Inflationsziel. Denn nur so können Wettbewerbsverzerrungen innerhalb des einheitlichen Währungsraumes – und dadurch entstehende für die Gemeinschaftswährung gefährliche Handelsbilanzdefizite – vermieden werden. Ansonsten kommt es zu Entwicklungen wie in Griechenland, die derzeit nur durch Staatskredite der anderen Euroländer ausgeglichen werden können – worin wiederum ein gefährliches Inflationspotenzial liegt.
Quelle: taz 11.1.2010
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