Gift, Niedriglohn und Behörden-Blindheit

SPD-Ministerpräsident Wolfgang Clement hat massiven Personalabbau in der nordrhein-westfälischen Umweltverwaltung durchgesetzt. Die praktischen Folgen zeigt ein Bericht der „taz“ über die Envio AG (301.11.2010).

Die Firma kassierte für die „Entsorgung“ von Transformatoren, die mit dem erst 2001 verbotenen Gift PCB belastet waren. Dabei ging es solange ordentlich zu, wie der schweizerische Elektrokonzern BBC oder dessen asiatisch-schweizer Nachfolgekonzern ABB die Firma führten. Nach einem Management-buy-out 2004 herrschten dann höchst gefährliche Zustände: Leiharbeiter mit Stundenlöhnen von 7,50 Euro mussten die giftigen Transformatoren demontieren – bei geöffneten Werkshallentoren. Die Opfer sind Arbeiter, deren PCB-Rückstände im Blut 25.000 mal so hoch sind wie im Blut anderer Menschen. Seit 2009 dürfen Anwohner kein Gemüse aus ihren Gärten mehr essen, weil es vergiftet ist. Gemessen wurden bis zu 7,7 Gramm pro Quadratmeter Boden, das 154-fache des Grenzwertes von 50 Milligramm pro Quadratmeter.

Dennoch dauerte es bis April 2010, ehe durch Probeentnahme das Giftproblem nachgewiesen werden konnte. Der Grund: Trotz vielfältiger Verdachtsäußerungen – von anonymen Hinweisgebern bis zu offiziellen Anfragen der Dortmunder Stadtrats-Grünen – hielt der einzig zuständige Behörden-Mitarbeiter seine schützende Hand über die Billiglohn-Giftschleuder. Selbst der Import vergifteter Transformatoren aus Kasachstand oder das Wiederausgraben vergifteter Trafos aus der unterirdischen Giftmüllkippe Herfa-Neurode wurde ohne eigenes Genehmigungsverfahren nach Aktenlage durchgewunken.

Zwischenzeitlich hat der Geschäftsführer der Envio AG seinen Dortmunder Gift-Betrieb pleite gehen lassen. Geschäftsführer Dirk Neupert plant, den Giftmüll-Betrieb nach Hamburg zu verlagern.


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