Kategorie: Blick zurück im Zorn
-
1890: Abschreckung von Arbeitslosen
„Die Einrichtung des englischen Werkhauses stützt sich vorzüglich auf die Abschreckungstheorie. Sie ist darauf berechnet, von der Inanspruchnahme öffentlicher Hilfe möglichst abzuschrecken und durch eignen Erwerb die Aufnahme in A. zu vermeiden.“ (Text aus Meyers Konversationslexikon von 1890 zum Thema Arbeitshäuser – Quelle: telepolis) In dem als Quelle genannten Telepolis-Artikel „Daumenschrauben bringen keine Jobs“ wird…
-
1971: Währungsspekulation beginnt
1944 setzten die USA durch, dass der Dollar Leitwährung der Weltwirtschaft wurde – und verwarfen einen Vorschlag von John Maynard Keynes, der eine goldgedeckte Weltwährung gefordert hatte. 1971 kündigte Präsident Nixon die festen Wechselkurse und die Verpflichtung, Gold in Dollar umzutauschen. Ursache: die Kosten des Vietnamkriegs ließen sich nicht mehr in diesem Rahmen finanzieren. Es…
-
1986: Minsky blickt durch
Die Süddeutsche Zeitung feiert in ihrer heutigen Ausgabe den US-Ökonomen Hyman Minsky der 1986 sein Hauptwerk „Stabilizing an unstable economy“ veröffentlichte. War er damals ein Außenseiter in der Wirtschaftswissenschaftler-Zunft, ist er 13 Jahre nach seinem Tod derjenige, der schon vor 23 Jahren begriffen hatte, warum es zu einer Krise wie der heutigen kommen kann: Minsky…
-
1949: Treuhandlösung für VW
Nach dem zweiten Weltkrieg führten die Briten das von den Nazis gegründete Unternehmen Volkswagen weiter – bis 1949 als sie beschlossen, dem erfolgreichen Unternehmen mit damals 10.000 Mitarbeitern eine neue Zukunft zu geben: Die Briten entschieden sich für eine Treuhandlösung unter staatlicher Regie: Am 8.10.1949 übertrug die Besatzungsmacht die Firma an die Bundesregierung und setzten…
-
1932: Autoindustrie verstaatlicht
Am 29.6.1932 wurde im Chemnitzer Handelsregister die Auto-Union A.G. eingetragen – nachdem ab Januar 1932 unter Leitung der Sächsischen Staatsbank der Zusammenschluss der maroden Autofirmen Audi, DKW und Horch vorbereitet worden war. Später kam noch Wanderer dazu und die heute als Audi-Zeichen bekannten vier Ringe waren perfekt. Die Sächsische Staatsbank hielt 80 Prozent des Kapitals.…
-
1929: Rechnung spät präsentiert
Spannende Geschichte: Nach dem Börsenkrach von 1929 und der sich daran anschließenden Wirtschaftskrise kamen 1933 wegen einer vorangegangenen verfehlten Deflationspolitik der Regierung Brüning die Nazis an die Macht. Die sorgten für eine kreditfinanzierte Rüstungskonjunktur und beuteten im Krieg die besetzten Länder systematisch finanziell aus. Erst 1947/48 wurde den Deutschen die Rechnung in Form einer Höchstinflation…
-
1933: Arbeiterrechte gestärkt
Ein wichtiger Teil des „New Deal“ von Präsident Roosevelt wird gern übersehen – das Programm zur Bekämpfung der großen Depression nach dem Börsencrash von 1929 war nicht bloß ein gigantisches Konjunkturprogramm mit riesigen Infrastruktur-Investitionen, sondern auch ein Programm zur Stärkung von Arbeiter- und Gewerkschaftsrechten. Vielleicht auch ein Grund, warum die US-Amerikaner bei ihrer Demokratie blieben,…
-
1967: autoritärer, spießiger Mörder
Der taz sei Dank: Sie nennt den Mord an Benno Ohnesorg weiter als das, was er ist: Die Tat eines spießigen, autoritären, waffenvernarrten Polizisten. Dass dieser Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Mord beging, ein Stasi-Spitzel war, führt nicht dazu, dass die Tat ein Mord im Auftrag Erich Mielkes war. Es war ein…
-
1983: Wie der Sozialabbau begann
1983, gleich nach ihrer Bestätigung durch die Wählerinnen und Wähler, begann die CDU/CSU-FDP-Regierung unter Kanzler Helmut Kohl mit dem Sozialabbau: Die allererste Maßnahme war, Arbeitslosen das Recht zu nehmen, Anspruch auf eine Arbeitsvermittlung in ihren bisherigen Beruf zu haben. Facharbeiter verloren also zu diesem Zeitpunkt das Recht, Arbeitslosenhilfe bei Langzeitarbeitslosigkeit zu beziehen, wenn sich in…
-
1953: Aufstand gegen Arbeitszeitverlängerung
Schon witzig: 1953 wagten die DDR-Arbeiter den Aufstand gegen die SED-Diktatoren, weil diese ihnen Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich abpressen wollten. Seit 20 Jahren nehmen deutsche Arbeitnehmer die Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich als Naturgesetz des Standortkapitalismus hin und ordnen sich brav unter.